Schmerz im Maul: Zahnschmerzen bei Hund, Katze & Pferd erkennen und vorbeugen

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Zahngesundheit – ein oft unterschätzter Wohlfühlfaktor

Kennst du das auch, wenn dein Hund einen nicht ganz so umwerfenden Atem hat? Viele Halter*innen denken dann erst mal an das letzte Futter – dabei kann Mundgeruch bereits ein Zeichen für ernsthafte Zahnprobleme sein. Zahnschmerzen sind bei unseren Haustieren leider keine Seltenheit. Ob Hund, Katze oder Pferd: Sie alle können unter Entzündungen, Zahnstein, vereiterten Wurzeln oder abgebrochenen Zähnen leiden – und oft bleiben diese Probleme lange unentdeckt. Das liegt nicht daran, dass wir nicht genau hinschauen, sondern daran, dass Tiere Schmerzen im Maul meist still ertragen.

Warum Zahnschmerzen bei Tieren so oft übersehen werden

Tiere kompensieren Schmerzen oft erstaunlich lange. Ein Grund: In der freien Wildbahn würde sichtbares Leiden sie zur leichten Beute machen. Dieses instinktive Verhalten tragen auch unsere Haustiere noch in sich. Deshalb sind die Anzeichen subtil – aber erkennbar, wenn man weiß, worauf zu achten ist.

Bei Hunden äußern sich Zahnschmerzen häufig durch verstärktes Speicheln, Schwierigkeiten beim Kauen, Kopfschiefhaltung beim Fressen oder plötzliches Meiden von hartem Futter. Viele Hunde reiben sich mit der Pfote über das Maul oder zeigen eine auffällige Empfindlichkeit beim Spielen mit Spielzeug. Auch Verhaltensveränderungen wie Rückzug oder Gereiztheit sind möglich.

Katzen sind darin noch meisterhafter: Sie fressen zwar, schlucken Trockenfutter aber oft ganz herunter oder bevorzugen plötzlich nur noch Nassfutter. Manche schnurren weniger, wirken zurückgezogen oder miauen weniger. Auch vermehrtes Speicheln, schlechtes Putzverhalten (was zu struppigem Fell führt) und eine veränderte Kopfhaltung beim Fressen können Hinweise sein. Besonders häufig leiden Katzen unter FORL (feline odontoklastische resorptive Läsionen), einer schmerzhaften Zahnerkrankung, bei der sich die Zahnsubstanz abbaut.

Bei Pferden zeigen sich Futterreste in der Tränke, Abmagerung trotz gutem Appetit, Kopfschlagen beim Reiten oder eine auffällige Zungenaktivität beim Kauen sein. Auch das sogenannte „Quidding“ – das Fallenlassen von halb zerkauten Futterbällchen – ist typisch. Zudem kann es zu Nasenausfluss, schlechtem Geruch aus der Nüster oder Widerstand beim Aufzäumen kommen.

Wenn dein Tier plötzlich Verhaltensweisen zeigt, die du dir nicht erklären kannst – ein Blick ins Maul lohnt sich oft.

Wie entstehen Zahnschmerzen bei Tieren?

Zahnschmerzen entstehen meist durch eine Kombination aus Zahnbelag, Bakterien und mechanischem Verschleiß. Schon innerhalb weniger Stunden nach dem Fressen bildet sich auf den Zähnen Plaque – eine Mischung aus Speichel, Futterresten und Bakterien. Wird dieser nicht regelmäßig entfernt, verhärtet er sich zu Zahnstein. Die Folge sind Zahnfleischentzündungen (Gingivitis), Parodontitis und in fortgeschrittenen Fällen lockere oder vereiterte Zähne.

Bei Hunden sind kleinere Rassen besonders betroffen, da ihre Zähne oft eng stehen. Aber auch größere Hunde leiden häufig unter Zahnstein und Parodontose. Fehlstellungen oder genetische Veranlagung können die Problematik zusätzlich verstärken.

Katzen entwickeln häufig FORL (feline odontoklastische resorptive Läsionen), eine sehr schmerzhafte Erkrankung, bei der die Zahnsubstanz schubweise vom Körper selbst aufgelöst wird. Die Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht, aber man vermutet eine Autoimmunreaktion.

Bei Pferden entstehen Zahnschmerzen unter anderem durch ungleichmäßige Abnutzung der Backenzähne, Fehlstellungen oder altersbedingte Veränderungen. Auch das Krankheitsbild EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis), das vor allem ältere Pferde betrifft, kann starke Schmerzen verursachen und bleibt oft unentdeckt.

Was tun, wenn der Verdacht auf Zahnschmerzen besteht?

Wenn du Zahnschmerzen bei deinem Tier vermutest, solltest du zeitnah tierärztlichen Rat einholen. Eine gründliche Mauluntersuchung und eine adequate Behandlung können viel Leid ersparen.

Bei Pferden erfolgt die Kontrolle und Behandlung durch spezialisierte Pferdezahnärzt*innen – idealerweise jährlich, bei älteren Tieren auch halbjährlich. Hierbei werden scharfe Kanten abgeschliffen, Zahnspitzen korrigiert und Entzündungen behandelt.

Prophylaxe: So beugst du Zahnerkrankungen effektiv vor

Vorbeugung beginnt im Alltag – und zahlt sich aus, bevor dein Tier überhaupt Schmerzen entwickelt.

  • Zähneputzen ist bei Hund und Katze die wirkungsvollste Maßnahme. Mit speziellen Zahnbürsten und Tierzahnpasta kannst du täglich Plaque entfernen. Wenn dein Tier das noch nicht kennt: Langsam und spielerisch herantasten, positive Bestärkung hilft.
  • Zahnpflegeprodukte wie Kauartikel, spezielle Leckerlis oder enzymatische Gels können ergänzen – aber nicht ersetzen. Ein guter Tipp sind hierbei auch Produkte, die vom Veterinary Oral Health Council VOHC empfohlen sind.
  • Regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt sind sinnvoll – mindestens einmal jährlich, bei älteren Tieren oder bekannten Zahnproblemen auch häufiger.
  • Pferde profitieren besonders von einem ausgewogenen Raufutterangebot und der Möglichkeit, in natürlicher Haltung zu fressen. Das unterstützt die gleichmäßige Zahnabnutzung.

Viel Erfolg beim Erhalten der Zahngesundheit deines Tieres – es lohnt sich wirklich, nicht nur fürs Portemonnaie, sondern vor allem für das Wohlbefinden deiner Fellnase oder deines Vierbeiners im Stall.

Fazit: Zahnschmerz erkennen – Lebensfreude erhalten

Zahnschmerzen bei Haustieren sind oft schwer zu erkennen, können aber große Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität haben. Wer sein Tier genau beobachtet, erste Warnzeichen ernst nimmt und auf eine gute Zahnpflege achtet, kann Schmerzen vermeiden oder rechtzeitig behandeln lassen. Ob Hund, Katze oder Pferd: Die Zahngesundheit ist ein Schlüssel zu mehr Lebensfreude und Vitalität.

Patrick Tiefenbach

Expertentipp:

Gewöhne dein Tier schon früh an regelmäßige Maulkontrollen. Beim Streicheln kurz die Lippen anheben und das Zahnfleisch betrachten – je routinierter das ist, desto einfacher fällt später die Pflege oder Behandlung. Du kannst auch ein Foto vom Maulwinkel und den Zähnen machen. Ein Vorher‑Nachher‑Vergleich zeigt frühzeitig Rötungen, Zahnstein oder abgebrochene Schneidezähne – gerade bei Pferden ein unschlagbares Tool!