Tiergestützte Therapie – wenn Tiere beim Heilen helfen

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Bei der tiergestützten Therapie werden gezielt Tiere in den Bereichen Gesundheits-, Sozialwesen oder in der Pädagogik eingesetzt. Im Mittelpunkt steht stets die Beziehung zwischen Mensch und Tier: Diese Interaktion soll soziale, emotionale und kognitive Entwicklungen fördern – bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dabei steht sowohl das Wohlbefinden der Menschen, als auch das der Tiere im Vordergrund.

Ziel ist es, einen positiven Effekt auf den Genesungsprozess sowie auf die Lebensqualität zu erzielen. So sollen Patientinnen und Patienten lernen, besser mit sich selbst und ihren Problemen umzugehen. Gleichzeitig wird auf geistiges, seelisches und körperliches Wohlbefinden abgezielt. Zusätzlich unterstützt die Methode bei der Entwicklung emotionaler Bindungen, dem Abbau von Stress, der Steigerung des Wohlbefindens und der Förderung der Gesundheit.

Prinzipien der Therapie

Die tiergestützte Therapie kennzeichnet sich durch drei wesentliche Interaktionsformen:

  • die Patientin bzw. der Patient interagiert mit einem Tier
  • mit dem Tier wird kommuniziert
  • die PatientInnen kümmern sich um Tiere

Die Therapie wird von ausgebildeten Fachkräften wie PhysiotherapeutInnen, LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen, SozialtherapeutInnen oder HumanmedizinerInnen angewendet. Immer bildet eine therapeutische Methode die Grundlage, in die das Tier miteinbezogen wird.

Wirkung (ein Auszug von positiven sozialen, psychischen und psychologischen Wirkungen)

  • Kreislaufstabilisierung
  • Senkung des Blutdrucks
  • Abbau von Angst
  • Soziale Integration
  • Antidepressive Wirkung
  • Entgegenwirken von Einsamkeit
  • Umgang mit Tieren erlernen
  • Freundschaft
  • Verantwortungsgefühl
  • Familienzusammenhalt, Streitschlichtung etc.

Prozess

Tiere können zu Beginn einer Therapie den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Therapeutin oder Therapeut und Patientin oder Patient wesentlich erleichtern. Sie tragen zu einer entspannten, angenehmen Atmosphäre bei, wodurch anfängliche Widerstände reduziert werden. Der Zugang zu unbewussten Inhalten sowie die Reflexion von Erlebnissen fällt oft leichter. Zudem wirken Tiere als zusätzliche Motivation – sie fördern die aktive Teilnahme und erleichtern es vielen Patientinnen und Patienten, sich zu öffnen.

Hunde in der Therapie

Hunde sind eines der beliebtesten Tiere in der tiergestützten Therapie, da sie ehrlich und vorurteilsfrei sind. Sie bringen Abwechslung, fördern Zuwendung und körperliche Nähe.

Der Therapiehund wird im Einzelsetting oder auch in einer Gruppe in den therapeutischen Prozess eingegliedert.

Es gibt verschiedene Einsatzformen, so zum Beispiel:

  • Besuchshunde, die Mobilität, Kommunikation und Kontaktaufnahme bei Patientinnen und Patienten unterstützen
  • Stationshunde werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgenommen oder leben in der Einrichtung

Auch im schulischen Umfeld werden Hunde eingesetzt. Lehrkräfte bringen sie regelmäßig in den Unterricht ein. Ziel ist es, das Klassenklima zu verbessern und die sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern. Zudem können so Schulbesuchshunde Wissen über Tiere vermitteln.
Neben Hunden sind auch Pferde besonders geeignet für tiergestützte Therapieformen. Im Bereich der Kinder‑ und Jugendpsychiatrie kommen zudem andere Tiere wie Kaninchen, Katzen oder Ziegen zum Einsatz.

Patrick Tiefenbach

Expertentipp:

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer echten Beziehung zwischen Mensch und Tier. Eine tiergestützte Therapie wirkt dann am besten, wenn das Tier freiwillig agiert und die Begegnung ohne Zwang stattfindet. Vertrauen, Geduld und Respekt bilden die Basis.