Wenn Geräusche zu Ängsten bei Tieren führen

Viele Tiere reagieren sensibel auf bestimmte Geräusche – und das nicht nur an Silvester. Auch Staubsauger, Föhne, Alarmtöne, Baustellenlärm oder alltägliche Haushaltsgeräusche können Angst und Stress auslösen. Wie du Anzeichen früh erkennst und deinem Vierbeiner helfen kannst, erfährst du hier.

Geräuschangst bei Katzen

Katzen besitzen ein sehr empfindliches Gehör und nehmen Geräusche wahr, die für uns kaum hörbar sind. Aufgrund dieser Sensibilität und der Unvorhersehbarkeit vieler Geräusche (z. B. Sirenen, Wecker) können laute Töne schnell als Gefahr wahrgenommen werden – ein Verhalten, das evolutionär bedingt ist.

So zeigen Katzen Stress oder Angst

  • Sie verstecken sich oder ziehen sich an sichere Orte zurück
  • Übermäßiges Putzen zur Selbstberuhigung
  • Verweigerung von Futter oder Leckerlis
  • In extremen Fällen fangen sie zu Zittern oder Hecheln an

Welche Geräusche stören Katzen?

Staubsauger: Ein Staubsauger ist nicht nur sehr laut, sondern bewegt sich auch durch die Wohnung und wirkt dadurch unberechenbar. Wenn er bereits Spielzeug oder Leckerlis eingesaugt hat, wirkt er für Katzen noch bedrohlicher.

Föhn: Ein Föhn erzeugt einen starken Luftstrom und ist gleichzeitig sehr laut, was Katzen als äußerst unangenehm empfinden.

Wecker; Klingel, Telefon, Fernseher mit lauten Geräuschen: Katzen mögen es nicht in der Ruhe gestört zu werden. Plötzliche, nicht vorhersehbare Geräusche erschrecken Katzen häufig, da sie nicht wissen, woher der Ton kommt oder welche Bedeutung er hat. An regelmäßige, gleichbleibende Signale können sie sich jedoch oft schnell gewöhnen.

Küchengeräte: Viele Küchengeräte wie Kaffeemaschine, Mixer etc. sind für kurze Momente sehr laut. Diese plötzlichen Geräusche können Katzen ebenfalls verunsichern und stressen.

Alarmtöne: Rauchmelder, Backofen, Sirene haben sehr hohe Frequenzen und sind sehr unangenehm für Katzenohren.

 

Wie kannst du deine Katze unterstützen

Geräuschfaktor identifizieren: Beobachte genau, bei welchen Geräuschen deine Katze ängstlich wird, damit du gezielt darauf eingehen kannst.

Einen Zufluchtsort schaffen: Sorge dafür, dass deine Katze einen Zugang zu einem sicheren Ort hat zum Beispiel eine kuschelige Ecke, ein Karton oder ein Platz unter einem Möbelstück.

Lärm dämpfen: Ziehe Vorhänge zu, lass Rollos herunter oder schließe Fenster, um laute Geräusche von außen abzufangen. Das hilft besonders bei Baustellen, Partys oder Feuerwerken.

Katze beruhigen: Manchmal hilft es schon, wenn du ruhig in der Nähe deiner Katze bleibst und eine sichere Atmosphäre vermittelst.

Desensibilisierung: Spiele das Geräusch so weit abgeschwächt wie möglich leise ab und kombiniere es mit etwas Positivem wie Spielen oder Leckerlis. Wenn deine Katze gelassen bleibt, kannst du die Lautstärke nach und nach steigern. Bei echten Geräuschquellen wie dem Staubsauger kannst du ihn zunächst in einiger Entfernung platzieren (nicht eingeschaltet) und die Distanz nur so schnell verringern, wie deine Katze entspannt bleibt. Wenn die Katze ruhig ist, steige die Lautstärke oder die Nähe des Gerätes. Erst wenn maximale Lautstärke keine Angst mehr auslöst, solltest du das Gerät in einem anderen Raum einschalten und dich langsam an die reale Situation herantasten.

 

Geräuschangst bei Hunden

Auch Hunde reagieren empfindlich auf laute oder plötzlich auftretende Geräusche. Besonders problematisch sind Töne, die unvorhersehbar sind oder mit Vibrationen verbunden sind.

So zeigen Hunde Stress oder Angst

  • Verstecken oder Versuche, zu flüchten
  • Viele Hunde ducken sich währenddessen
  • Ablehnen von Futter
  • Bellen, Jaulen oder Heulen
  • In extremen Fällen zittern oder hektisches Atmen

Welche Geräusche mögen Hunde nicht

Haushaltsgeräte: Geräte wie Staubsauger, Mixer oder Waschmaschinen sind laut oder vibrieren und sind für Hunde sehr unangenehm.

Straßenlärm: Autos, Hupen, Baustellen oder spielende Kinder erzeugen Geräusche, die laut sind und plötzlich auftreten, wodurch sie stressig wirken können.

Gewitter und Feuerwerk: Die Kombination aus lauten Knallen, Lichtblitzen und Vibrationen stellt für Hunde eine besonders große Herausforderung dar.

Laute Musik und Fernseher: Hunde hören empfindlicher als Menschen, weshalb ein zu lauter Fernseher oder Musik unangenehm sein kann. Achte darauf, die Lautstärke etwas runterzudrehen.

Wie kannst du deinen Hund unterstützen

Ruhig bleiben: Der Hund spürt dich und deine Emotionen. Versuche selbst ruhig zu bleiben und leise zu sprechen.

Rückzugsort schaffen: Stelle deinem Hund einen ruhigen Ort mit Decke, Körbchen oder Lieblingsspielzeug zur Verfügung, an dem er sich sicher fühlen kann.

Desensibilisierung: Auch beim Hund kann eine schrittweise Gewöhnung an Geräusche helfen. Spiele Töne leise ab und kombiniere sie mit positiven Momenten, bevor du die Lautstärke erhöhst.

Spaziergänge: Für geräuschempfindliche Hunde eignen sich Routen ohne viel Verkehr oder Baustellen besonders gut.

Silvester – die größte Herausforderung

Vor allem Silvester ist für unsere Vierbeiner sehr schlimm, da plötzlich laute Knalle und viele grelle Lichter auftreten. Die knallenden Böller und Geräusche animieren historisch bedingt Gefahr für den Hund und die Katze.

Wie können wir unseren Vierbeinern helfen

Frühzeitige Desensibilisierung: Beginne bereits Monate vorher damit, Feuerwerksgeräusche leise abzuspielen und die Lautstärke allmählich zu erhöhen.

Spaziergang: Gehe mit deinem Hund rechtzeitig hinaus – bevor die ersten Raketen gezündet werden. Halte ihn unbedingt an der Leine, da unerwartete Knalle Fluchtverhalten auslösen können.

Ruheräume einrichten

Richte einen geschützten, gemütlichen Raum ein und achte auf folgende Punkte:

  • Die Vorhänge oder Jalousien sollten geschlossen sein, damit Lichtblitze abgeschirmt werden.
  • Leise Musik, Weißrauschen oder ein laufender Fernseher können beruhigend wirken.
  • Vertraute Gerüche, Spielzeug und Decken helfen zusätzlich beim Entspannen.
  • Toilette, Futter und Wasser bereitstellen

Wenn dein Tier lieber ein eigenes Versteck nutzt, solltest du das zulassen.

Nicht Alleine lassen: Wenn dein Tier in der Silvesternacht oder bereits in den Tagen davor starke Angst entwickelt ist es wichtig, dass du es nicht alleine lässt. Vermittle deinem Tier so viel Normalität und Routine wie möglich – das kann den Stress deutlich reduzieren. Bleib außerdem selbst ruhig und entspannt, denn Tiere orientieren sich stark an unserem Verhalten.

Sicherheit beachten: Wichtig wäre, die Katze nicht nach draußen zu lassen, damit sie nicht verschwindet. Zudem kann auch ein Chip/Tracker oder eine Eintragung in das Register hilfreich sein, falls dein Vierbeiner entläuft.

Hilfsmittel: Bei Katzen können auch Stecker mit Pheromonen gekauft werden, die die Katzen beruhigen können.

Patrick Tiefenbach

Expertentipp:

Die Gewöhnung an ungewohnte oder laute Geräusche braucht Zeit. Setze dein Tier niemals unter Druck und zwinge es nicht, sich einem Geräusch direkt zu stellen. Bleib geduldig, arbeite in kleinen Schritten und gib deinem Tier die Möglichkeit, sich in seinem eigenen Tempo zu nähern.